3- Tägige Blinnenhorn Tour

Nach der langen „Frühanreise“ ins Val Formazza / Pomatt steigen in Riale / Cherbäch 1‘729m 6 hungrige Wanderlustige aus dem Bus. Zu meinem Erstaunen ist die Bushaltestelle vor dem Dorfeingang und nicht wie auf den Karten vermerkt bei der Staumauer von Marasco. So beschliessen wir spontan noch etwas zwischen die Zähne zu kriegen; Mittagessen gibt es hier jedoch erst ab 12.30 Uhr und so begnügen wir uns mit einem Sandwich und machen uns bald einmal an den langen Aufstieg. Zuerst folgen wir der Teerstrasse bis zur Staumauer, wo beim Bau im Jahr 1937/38 das Dorf samt Kirche überflutet wurde. Schon im Valle di Morasco, entlang vom Stausee erfreuen wir uns ab der Plütenpracht; Türkenbund, Paradies- und Feuerlilie zieren unseren Weg. Bald einmal kommen wir ins Schwitzen, der Weg führt steil hinauf oberhalb der Schlucht vom Rio del Sabbione und ab 2‘211m machen wir schon Bekanntschaft mit den ersten Schneefeldern. Noch sind sie gut zu begehen und bieten uns keine Schwierigkeiten, aber wie sieht’s oben aus!? Gemäss Hüttenwart sollte es keine Probleme geben. Guten Mutes steigen wir via Rifugio Móres CAI zur Staumauer vom Lago del Sabbione 2‘464m auf und staunen nicht schlecht, als wir die grossen Eisschollen Nordpolähnlich auf dem See schwimmen sehen. Wie uns später der Hüttenwart erzählt, sei dieses Phänomen seit 30Jahren während dieser Jahreszeit nie mehr zu beobachten gewesen. Nach dem wir die Mauer überquert haben, folgen wir dem Hüttenweg entlang der sonnigen, mit Schwefelanemonen übersäten und Hänge hinauf zum Rifugio Claudio e Bruno 2‘708m und freuen uns ab dem knuddeligen Murmeltier, welches sich anscheinend von uns nicht aus der Ruhe bringen lässt. Mit der Höhe nehmen nun auch die Dimensionen der Schneefelder zu und schon beim Eintreffen bei der Hütte wird klar, dass es für die morgige Besteigung vom Blinnenhorn ohne Steigeisen zu Heikel wäre, denn der steile Hang oberhalb der Hütte ist noch tief eingeschneit! Also heisst es Umdisponieren für den nächsten Tag und meine Gäste informieren……Glücklicherweise wird der Entscheid sehr gut aufgenommen und einem gemütlichen Hüttenabend steht nun nichts mehr im Weg ;o)!

 

2. Tag: Da wir wegen den heiklen Schneefelder aus Sicherheitsgründen auf die Besteigung vom Blinnenhorn verzichten, schlafen wir heute aus und machen uns nach dem dürftigen italienischen Weissbrotfrühstück gemütlich an den Abstieg zurück zum Stausee. Auch hier zwingen uns die Schneefelder etwas tiefer ab zu steigen um gefahrlos Richtung Piano dei Camosci und Rifugio Città di Busto 2‘482m hinauf zu steigen. Nach dem Mittagessen vor der aussichtsreichen Hütte gibt’s verschiedene Möglichkeiten; Ausspannen rund um die Hütte, zusätzliche „Animationen“ über Flora und Geologie von der Wanderleiterin oder auf privater Basis und eigener Verantwortung das Bättelmatthorn zu besteigen, wofür sich ein Teil unserer Gruppe auch entscheidet.

 

Am späteren Nachmittag, als die Gruppe wieder vollzählig ist, gibt es dann noch einmal etwas über die Walser, welche das Tal hier besiedelten zu erfahren und nach einem Apéro schreiten wir zum feinen Nachtessen. Da wir die einzigen Gäste sind, können wir's so richtig geniessen und lassen uns vom Hüttenwart eine Spezialität aus dem Aostatal servieren. „Grolla“ ein heisses Hirten-Kaffee mit verschiedenen Schnäpsen serviert in einem grossen Holzgefäss mit mehreren Trinköffnungen……ein besonderes Gruppenerlebnis ;o)!

 

3.Tag: Auch heute ist eine Planänderung angesagt. Die Schneefelder, welche unterhalb vom Bättelmatthorn Richtung Bättelmattpass gequert werden müssen, sind sehr steil und definitiv zu heikel. So steigen wir nach einem ausgiebigen Frühstück sogar mit Müesli und Orangensaft vom Rifugio Città di Busto 2‘482m Richtung Alp Bättelmatt 2‘111m ab und folgen dann dem Saumpfad hinauf auf den Griespass 2‘487m, wo wir bei Wein und Sbrinzkäse mehr über die Sbrinzsaumroute erfahren. Danach ist wieder Konzentration angesagt, denn auch Richtung Nufenenpass liegt noch Schnee. Schritt um Schritt kämpfen wir uns durch die Schneefelder und beschliessen dann beim grossen Windrad bei Mändeli eine ausgedehnte Rast zu machen und statt Ladstafel, erneut durch Schneefelder ab zu steigen, den kürzeren und schneefreien Weg zur Nufenenpassstrasse, Haltestelle Abzweigung Griespass 2‘303m zu begehen.

 

Ein herzliches Dankeschön an unser Supergrüppchen, welches sich von den ständigen Planänderungen und dem Schneestampfen nicht entmutigen liess. Trotz den widrigen Schneemengen konnten wir 3 sonnige, blumen- und erlebnisreiche Wandertage zusammen verbringen!